23. März 2017
Performance Gap und dann?
Adrian Altenburger
Instituts- und Studiengangleiter Gebäudetechnik und Energie, Hochschule Luzern
CARTE BLANCHE

Die Megatrends Klimawandel und Digitalisierung lassen zuweilen vergessen, dass es nicht nur darum geht, tragfähige Strategien und Konzepte zu entwickeln, sondern auch darum, die «PS» auf den Boden zu bringen. Mit der Energiestrategie 2050 und der fortschreitenden Digitalisierung der Planungs- und Bauprozesse (Stichwort BIM) wird oft vergessen, dass es nach wie vor entsprechende Kompetenzen in der Umsetzung braucht – und diese Kompetenzen können nicht an Labels oder Softwares delegiert werden.

Die Hochschule Luzern – Technik & Architektur hat bereits 2014 im Rahmen des 18. Statusseminars zur Energieforschung exemplarisch aufgezeigt, dass die energetischen Ziele mitunter nicht erreicht werden. Statistisch belegte dies auch das Bundesamt für Energie 2016 mit seiner Studie «Gebäudestandards in der Praxis evaluiert» an 214 Gebäuden deutlich. Die Studie zeigt, dass gerade auch zertifizierte Gebäude die geplanten Energieverbrauchswerte bei weitem nicht erreichen. So lagen zum Beispiel die Neubauten von Mehrfamilienhäusern trotz Minergie-Zertifikat im Schnitt ca. 40% über den Vorgaben.

Seither ist der Begriff «Performance Gap» in aller Munde, aber die Diskussion dreht sich in Fachkreisen meist darum, wie viel der Nutzereinfluss an dieser Abweichung Schuld hat. Meiner Meinung nach ist das ein unnötiges Ablenkungsmanöver, denn die Resultate aus zahlreichen Betriebsoptimierungen zeigen, dass die «Wirkung im Ziel» oft durch systembedingte Fehler im Betrieb nicht erreicht wird. Eine Tatsache, die aufhorchen lässt und dem SIA Fachrat Energie recht gibt, welcher bei den Kantonen bereits vor Jahren präventiv empfahl, die Betriebsoptimierung (BO) im Pflichtmodul der MuKEn zu verankern.

Leider hat es trotz dem 2015 publizierten SIA Merkblatt 2048 nur zur Aufnahme in ein freiwilliges Modul gereicht. Die Digitalisierung und damit verbunden die zunehmend einfache Möglichkeit eines Monitoring (Sensorik in der Cloud) kann die Entwicklung unterstützen und den «Performance Gap» laufend sichtbar machen, wie es beispielsweise schon in den USA am MIT in Boston erfolgreich mit den «Belimo Energy Valves» praktiziert wird (Energiekosteneinsparung: 1.5 Mio. USD/a).

Dieses Jahr widmen sich zwei Veranstaltungen in Luzern vertieft diesem Thema – ich empfehle Ihnen eine Teilnahme wärmstens: Der traditionelle Passerelle Workshop mit dem Titel «Performance Gap im Schweizer Gebäudepark» am 7. April 2017 an der Hochschule für Soziale Arbeit und der «Gebäudetechnik Kongress» am 5. Oktober 2017 im KKL.

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