9. Dezember 2019
Die Rolle eines Lieferanten in der digitalen Transformation des Bauprozesses
Pascal Pfister
Leiter Innovation bei Debrunner Acifer Bewehrungen AG
CARTE BLANCHE

Die Schweizer Baubranche ist durch die Stahlbetonbauweise geprägt. Im Vergleich zum Ausland laufen bei uns die Planungs- und Bauprozesse bei der Entstehung eines Bauobjektes meist klar getrennt ab. Dadurch ist die eigentliche Wertschöpfungskette fragmentiert. Mit Building Information Modeling – kurz BIM – soll zukünftig diese Schnittstelle zwischen Planung und Bauausführung zunehmend digitalisiert und verbunden werden. Doch wer übernimmt den Lead in dieser Transformation? Der Planer, der Bauunternehmer oder vielleicht sogar die CAD- und Softwarehersteller?

Betrachtet man die Möglichkeiten von BIM genauer, erkennt man, dass die Methode nicht nur die zeitnahe Weitergabe von Information durch ausgeklügelte Softwarelösungen ermöglicht: BIM rückt auch die Projektbeteiligten näher zusammen.

Der Lieferant wird zur Verbindungsstelle 

Der Lieferant sah sich bisher eher in der unterstützenden Rolle in der Wertschöpfungskette. Mit der Digitalisierung und der Anwendung von BIM im Bauprozess verändert sich die Rolle des Lieferanten und er wird zunehmend in den Prozess eingebunden. Gerade bei Bauprodukten, welche der Planer selektiert, der Bauunternehmer aber bestellt, liegt die Verantwortlichkeit für die Durchgängigkeit und Transparenz der Produkt- und Lieferinformationen künftig vielleicht sogar ganz beim Lieferanten. Die Schnittstelle zwischen Planung und Bauausführung bekommt ein Gesicht – der Lieferant wird zur Verbindungsstelle.

Neue Anforderungen an alle Akteure

In dieser Rolle könnte der Lieferant also zukünftig den Lead für die Herstellung der Durchgängigkeit in der Wertschöpfungskette übernehmen. Dies verlangt aber ein Umdenken aller Beteiligten und eine Akzeptanz dieser neuen Rollenzuteilung. Denn in Zukunft wird es nicht mehr ausreichen, dem Planer CAD-Bauteilgeometrien zur Verfügung zu stellen – die Geometrien benötigen Bauteilinformationen. Es reicht auch nicht mehr aus, dass der Planer einfache pdf-Bestelllisten erstellt – Bestelllisten müssen die Vermittlung von digitalen Informationen ermöglichen. Darüber hinaus ist es notwendig, dass der Bauunternehmer nicht mehr analoge Medien zur Bestellung nutzt – die neuen Bestellungsabwicklungen verlangen Agilität und Effizienz.
 

«Nur wenn jeder Partner in diesem Prozess gewillt ist, seinen Beitrag an einen digitalen, transparenten und vernetzten Ablauf beizusteuern, können alle profitieren.»

Für die Lieferanten bedeutet dies vor allem eines: Es liegt an uns, das Dasein als graues Mäuschen abzulegen und mutig und innovativ in dieser neuen Rolle aufzugehen! Aktuell verlangt dies in erster Linie viel Entwicklungsarbeit und Zeit. Gefordert ist aber gleichermassen auch das Vertrauen und die Unterstützung von den Partnern im Planungs- und Bauprozess, damit diese Transformation und neue Zusammenarbeit in der Praxis funktioniert.

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