21. Oktober 2020
Neuer Startup Inkubator für die Welt von morgen
Sigrid Hanke
Journalistin
UNSER SCHAFFEN

In Anwesenheit von 80 geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft (und im Livestream mit rund 40 Teilnehmenden) wurde am 15. Oktober 2020 im Tenum Liestal das cleantechLAB eröffnet. In Zusammenarbeit mit der Startup Academy Liestal werden hier Jungunternehmer unterstützt, die mit neuen und nachhaltigen Geschäftsmodellen Produkte und Dienstleistungen anbieten, welche weniger Ressourcen verbrauchen und der Welt von morgen neue Perspektiven eröffnen. Die Eröffnungsfeier bot einen eindrücklichen Vorgeschmack auf das, was in Zukunft sein wird, respektive sein sollte.

«Wir leben in einer aussergewöhnlichen Zeit mit aussergewöhnlichen Herausforderungen. Wir benötigen Ideen, die Prinzipien der Wirtschaftlichkeit mit Prinzipien der Nachhaltigkeit auf kreative Weise verbinden und so einen langfristigen Nutzen stiften. Cleantech Firmen machen genau das. Sie greifen auf neueste Erkenntnisse und Technologien zurück, sie brechen mit neuen Ansätzen bestehende Strukturen auf und generieren so neue Chancen. Schweizer Firmen sind weltweit führend im Bereich Cleantech, und die Region Basel spielt dabei eine wichtige Rolle.»

Nicht ohne Stolz begrüsste Laura Grazioli, Landrätin Kanton BL und Vorstand Startup Academy Liestal die zahlreichen Gäste. Im Ranking der UBS Studie des kantonalen Wettbewerbsindikators der Schweizer High Tech Industrie liegt Baselland an 9. Stelle – und will noch besser werden. Innovation steht an oberster Stelle.

Laura Grazioli, Landrätin Kanton BL

«Dass die Gründung vom cleantechLAB zugleich der Startschuss für eine Kooperation mit der Startup Academy Liestal darstellt, ist dabei erfreulich wie folgerichtig. Denn Innovationen entstehen häufig in Netzwerken. Je stärker das Netzwerk und das die Firmen umgebende Ökosystem ist, desto grösser ist die Inkubationskraft ihrer Ideen und die Durchsetzungschancen auf dem Markt.»

Moritz Kistenmacher, Geschäftsleiter Startup Academy Liestal, stellte kurz die Startup Academy vor: Der gemeinnützige Verein begleitet und vernetzt ab der ersten Geschäftsidee die Startups über einen Zeitraum von maximal 24 Monaten, indem sie Büros und Coaching, Mentoren und Fachspezialisten zur Verfügung stellt. Bereits heute ist die Academy an sieben Standorten vertreten, Ziel ist es, das Begleitangebot schrittweise auf die ganze Schweiz auszudehnen. Der Erfolg lässt sich sehen: Mit insgesamt 3’788 Firmengründungen ist der September dieses Jahres der gründungsstärkste September seit Beginn der Aufzeichnungen von startups.ch. Und: 93 Prozent der bisher begleiteten Startups bestehen noch.

Moritz Kistenmacher, Startup Academy Liestal

«Wenn wir eine nachhaltige Zukunft wollen, müssen wir uns aktiv dafür einsetzen. Darum unterstützen wir innovative Startups mit dem optimalen Starterpaket» sagt Hans-Jörg Frankhauser, Geschäftsführer von Frankhauser Arealentwicklungen AG, die das cleantechLAB in Liestal initiiert und finanziert hat. «Wir müssen der Generation Y/Z eine Chance geben, neue Ideen zu entwickeln und der Zukunft auf der Ferse zu sein. Denn: Sie spinnen nicht, sie können was.»

Sandrine Straub, Projektmanagerin bei Frankhauser Arealentwicklungen AG, verstärkte deren Notwendigkeit und wies auf den Earth Overshot Day hin – dem Tag, an dem die Ressourcen pro Person und Land aufgebraucht sind. Für die Schweiz war das der 8. Mai 2020. Seitdem leben wir auf Pump – von anderen Ländern und von den Generationen nach uns. Politik und Wirtschaft müssen sich in allen Punkten dem Thema Nachhaltigkeit widmen. Cleantech fasst alle möglichen Bestrebungen zusammen, die ohne negative Rückkoppelung profitabel wirtschaften können.

Die Frankhauser Arealentwicklungen AG hat 2015 bereits das Innovationszentrum uptownBasel und 2017 das networkLAB erfolgreich initiiert und umgesetzt. Bei der Eröffnung vom cleantechLAB im Tenum – einem Musterbau punkto umweltgerechten Materialen und dem Einsatz von erneuerbaren Energien – stimmt das Umfeld, und ist der Erfolg vorprogrammiert.

Sandrine Straub, Fankhauser Arealentwicklungen AG

Keynotesprecher Noah Heynen, Geschäftsführer Helion, dem Markleader der Schweizer Photovoltaikbranche, berichtete von den Erfahrungen seines Startups und sagte klar, was es für den Erfolg braucht: Leidenschaft, bahnbrechende Ideen und ein gutes Zusammenspiel des Teams: Das «Essay»  ist der Mensch. Vor 12 Jahren gründete Noah Heynen, 20-jährig, Helion und beschäftigt heute 250 Mitarbeitende. «Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen – ich bin zur Bank gegangen». Das Verdikt der Bank: Der Solarmarkt hat keine Zukunft. Helfend eingesprungen ist die Grossmutter, gestartet wurde in einem Pfadilager, mit 50 Kids, Zelten und im Gepäck eine Photovoltaikzelle. Eins der Kids mit leerem Handyakku, löste die Idee zum Bau eines Wechselrichters aus – was im Grossen dann zum Boom der Photovoltaikanlagen führte. 2015 brach der Markt um 50 Prozent zusammen. Dazu Noah Heynen: «Churchill hat mal gesagt, Erfolg ist von Fehler zu Fehler zu gehen, ohne die Intuition und die Leidenschaft zu verlieren.» Noah Heynen hat sie nicht verloren. Er will, mit Blick auf die neue Welt, die des «Internets der Prosumer», der Verbraucher zu Produzenten macht und unzählige neue Ideen und untereinander vernetzte Player braucht, weiterhin die Energiewende mit einleiten. Gefragt sind neue Technologien, Fortschritte der Elektromobilität, neue Speichermöglichkeiten. Ein aktuelles Beispiel ist der umweltfreundliche Salzspeicher, eine Entwicklung, die kurz vor der Marktreife steht. Sein Appell: «Die Welt ist krank, und es geht ihr richtig schlecht. Damit uns die nächsten Generationen nicht vorhalten können: Ihr habt es doch gewusst! – lasst uns Teil der Lösung sein.»

Noah Heynen, Helion

Letzter Punkt des informationsreichen Eröffnungsanlasses waren die Start-up Family Pitching Sessions – mit Kurzpräsentationen von sechs Cleantech-Start-ups.

sun2wheel

Elektromobilisten und Solarstromproduzenten können ihren Eigenverbrauch mit sun2wheel massiv optimieren. Mit Solarstrom fahren und bei Nichtgebrauch die Batterie des Elektromobils als Stromspeicher nutzen. Dafür braucht es die richtige Software für bi- und monodirektionale Elektroautos – und, zur Kapazitätssteigerung, den zusätzlichen Kauf einer weiteren Batterie – gebraucht oder neu.

Sandro Schopfer, sun2wheel

myEnergyGuide

Mit dem Ziel, Anreize für die Erneuerung unserer Gebäude zu schaffen und die «Bestellerkompetenz» der Bauherrschaften zu stärken, wurde von der digitale Energieberater erarbeitet. Schritt für Schritt klickt sich der Benutzer durch die App, beantwortet Fragen zur Liegenschaft, und welche ökologischen und ökonomischen Massnahmen er zur Erneuerung vorhat. Die intelligente App verbindet Big Data und SIA Planungsnormen mit einer ausgeklügelten Simulations-Engine und Unmengen von Daten (Wetter, Statistik, GIS, SwissBuildings etc.). Die App ist gratis.

Stephan Mathez, myEnergyGuide

Cowa Thermal Solutions AG

Als Spin-off der Hochschule Luzern hat Cowa ein Füllmaterial für thermische Speicher entwickelt. Die Cowa-caps erhöhen die Speicherkapazität von Wasser-basierten thermischen Speichern durch Ausnutzung von Schmelz- und Erstarrungsvorgängen des Füllmateriales (Phasenwechselmaterial PCM). Die mit PCM gefüllten Cowa-Caps können einfach in bestehende oder neue Warmwasser-, Puffer- oder Kältespeicher eingebracht werden. Die Speicherkapazität wird dadurch verfünffacht. Der Einstieg in den Markt soll über Installateure und Hersteller von Heizungs- und Kühlsystemen gelingen.

Simon Maranda, Cowa

Green-Y

Green-Y ist eine Gesamtlösung zur umweltfreundlichen und wirtschaftlichen Speicherung von erneuerbarem Strom und der Bereitstellung von Wärme und Kälte – alles in einem Gerät. Das Druckluftsystem arbeitet nur mit Luft und Wasser, ist zu 100 Prozent rezyklierbar und reduziert Emissionen und Energiekosten.

Dominik Schnarwiler, Green-Y

UpBoards

Aus sogenanntem gemischtem Plastikabfall, der in der Regel einfach verbrannt wird, stellt die UpBoards GmbH Allzweckplatten her, die langlebig wetterfest, wasserfest, leicht zu reinigen und wieder rezyklierbar sind. Das geschieht durch Erhitzung auf 230 Grad. Die Platten lassen sich einfach verarbeiten: fräsen, sägen, bohren, schrauben und wasserstrahlschneiden sind möglich, gleich wie bei Holz. Ab November 2020 werden die Recylingplatten in allen Coop-Baumärkten erhältlich sein.

Bettina Mindt, UpBoards

 Vuna

Jetzt umdenken – Urin ist kein Abfall, sondern ein Rohstoff. Vuna – ein Spin-off von Eawag – erforscht die Wasser- und Nährstoff-Kreisläufe im Gebäude und baut am Wasser- und Abwassersystem der Zukunft, damit wertvolle Ressourcen nicht einfach die Toilette runtergespült werden

Bastian Etter, Vuna

Corona bedingt lief die Eröffnungsfeier mit Maskenpflicht ab, auch der Apéro wurde als Menu verpackt serviert. Dem Networking tat das keinen Abbruch. Die Eröffnungsfeier des cleantechLAB wird sicher vielen nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Die Medienmitteilung, alle Präsentationen der Referentinnen und Referenten, Videointerviews sowie weitere Informationen rund um den Anlass finden Sie hier in der digitalen Medienmappe.

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